Geplante A20-Trasse: Moor ist im Weg

„Initiative Nordbogen“ bringt sich wieder mit ihrer Alternativstrecke über Neumünster ins Gespräch

2 Umweltschützer befürchten beim Bau der A20 Zerstörung von Feuchtwiesen, Bruchwäldern,
Moorrestflächen und Grundwasserfließrichtungen.
Segeberger Zeitung, 24.07.17

Schmalfeld. Das Gezerre um den Weiterbau der A 20 westlich von Bad Segeberg durch den Kreis Segeberg nimmt kein Ende. Der neue schleswig-holsteinische Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) hat die immer wieder stockenden Planungen inzwischen zur Chefsache erklärt. Dennoch erreichte jetzt der Planfeststellungsbeschluss für den Bauabschnitt 4 das Amt Kaltenkirchen-Land. Die 19,7-Kilometer-Strecke stellt den Lückenschluss von Wittenborn zur A7 her. Doch örtliche Umweltschützer sind alarmiert: „Die geplante Trasse würde die Moore in Schmalfeld, Struvenhütten und Hartenholm erheblich beschädigen, wenn nicht zerstören“, behaupten sie. Konflikte sind ist also programmiert.

Schmalfelds Bürgermeister Klaus Gerdes kündigte bereits an, dass aus dem Kreis des „Schutzfonds Auenlandschaft“ Klage gegen den Beschluss erhoben wird. Gerdes und sein Vertreter Günther trafen sich jetzt mit Experten der Naturschutzverbände Nabu Kisdorferwohld und BUND zu einer Ortsbegehung auf der möglichen Trasse im Schmalfelder Moor. Initiiert hatte das Treffen der Kaltenkirchener Nic Pohlmann, der seit fast 15 Jahren mit der von ihm gegründeten „Initiative A20-Nordbogen“ für eine sehr viel nördlicher verlaufende Trassenführung kämpft.

Pohlmann sieht in der Absicht des neuen Verkehrsministers, alle Planungen noch einmal auf den Prüfstand zu stellen, eine Chance, auch den „Nordbogen“ als „Achse der Vernunft“ wieder ins Gespräch zu bringen. Zumal sich neue Argumente gegen die geplante Streckenführung ergeben hätten. Vor Ort erläuterte Pohlmann, dass sich Deutschland auf der Weltklimakonferenz in Paris zur CO2-Reduzierung verpflichtet habe. Moore wie auch das 200 Hektar umfassende Sumpfgebiet in Schmalfeld seien da als Kohlendioxid-Speicher von besonderer Bedeutung. Das Schmalfelder Moor habe auch heute noch viele tiefe und feuchte Flächen, obwohl der Reichsarbeitsdienst während der Nazizeit versucht habe, das Gelände trocken zu legen, um Ackerboden und Weideflächen zu schaffen. Die von der „Initiative Nordbogen“ vorgeschlagene Trassenführung würde diesen Teil des Kreises Segeberg gar nicht berühren: Sie schlägt den Ausbau der Bundesstraße 205 bis zur A7 in Neumünster vor. Die Moore blieben verschont, könnten renaturiert und wieder vernässt werden.

Jochen Bettaque, Sprecher des Schmalfelder „Schutzfonds Auenlandschaft“, befürchtet ein „Ende des existierenden Ökosystems“, wenn die geplante Trassenführung den Grundwasserstrom unterbreche. Rolf Jünnemann vom Umweltverband BUND betonte bei der Ortsbegehung seine persönliche Auffassung, dass bei der geplanten Vorgehensweise die Devise laute: „Moor raus, Kies rein.“ So würden Feuchtwiesen, Bruchwälder, Moorrestflächen und Grundwasserfließrichtungen zerstört. Wenn es nun „Genauigkeit vor Schnelligkeit“ heiße, müssten auch Klimaschutzargumente auf den Tisch kommen und geprüft werden, forderte Jünnemann. Bei Festlegung der Autobahntrasse vor fast 20 Jahren sei daran noch gar nicht gedacht worden. Er erinnert außerdem an die A20 bei Mönkhagen. Dort sei die Fahrbahn vollständig abgesackt, nachdem über eine Moorlinse gebaut worden sei.

Besonders empört alle Teilnehmer der Ortsbesichtigung, dass zur Prüfung des gerade eingegangenen Planfeststellungsbeschlusses nur 14 Tage blieben – in der Ferienzeit kaum zu stemmen. Nic Pohlmann: „Mit allen Anlagen sind das mehr als 15 Aktenordner, insgesamt 1380 Seiten.“ Schon Bekanntmachung und Inhaltsangabe erstreckten sich über fünf engbedruckte Zeitungsseiten.

An einer Klage gegen den Beschluss will sich auch Bad Segebergs Nachbargemeinde Klein Gladebrügge beteiligen. Bürgermeister Arne Hansen, der ebenfalls zu dem Ortstermin erschienen war, begründet das mit dem immer noch ergebnislosen „Fehlerheilungsverfahren“ für den Bauabschnitt 3, von dem seine Gemeinde betroffen ist. „Hier sollen mit dem Beschluss zum 4. Bauabschnitt im beschleunigten Verfahren Tatsachen geschaffen werden.“ Das könne letztlich zu einer immensen Verschwendung von Steuergeldern führen, wenn am Ende die Anschlüsse der Trassenführung nicht passen sollten und möglicherweise zurückgebaut werden müsste. ggo
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