A20: doch durch die Stadt?

Neues Gutachten und Möbel Kraft fordern Trasse durch Bad Segeberg - EU prüft Baupläne.

Segeberger Zeitung, 06.02.2010
Kreis Segeberg - Platzt der Bau der A20 südlich um Bad Segeberg? Nach Informationen der SZ legt ein neues Gutachten die Alternativtrasse durch Bad Segeberg nahe. Diese Variante fordert nun auch die Firma Möbel Kraft. Weiterer Knackpunkt der geplanten Südumgehung: Ihr müsste die EU zustimmen.
Die Autobahn soll nach bisheriger Planung mit einer 250 Meter langen Brücke das Travetal queren. Das Gebiet steht aber unter Tier- und Pflanzenschutz nach der EU-Richtlinie FFH. Diese Vorschrift hatte schon verhindert, dass die A20 im weiteren Verlauf durch den FFH-geschützten Segeberger Forst verlaufen kann. Dort leben Neuntöterund Heidelerche.
"Wir haben einen Antrag bei der EU auf Ausnahmegenehmigung gestellt", sagt Jens Sommerburg, Leiter der Niederlassung Lübeck beim Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr. Seine Behörde plant für den Bund die A20-Südumgehung.

Das Planfeststellungsverfahren läuft seit 2006. Derzeit gibt es eine zweite Stufe, weil Naturschützer Nachplanungen durchgesetzt hatten. Für den Herbst rechnet das Land mit dem Planfeststellungsbeschluss. Er käme einer Baugenehmigung gleich für die etwa zehn Kilometer lange Strecke zwischen Weede und Wittenborn. Die 153 Millionen Euro für den Bau hat der Bund bereits zugesagt.

Mit Sorge verfolgt Dr. Gunnar George, Geschäftsführer von Möbel Kraft in Bad Segeberg, die Planung. Er fürchtet als Folge der Südumgehung, dass die Kunden auf dem Weg zu Möbel Kraft auf der B 206 im Stau stehen. Denn zum einen würde der Verkehr der A20-Südumgehung ebenfalls über die Autobahnfahrt bei Schackendorf ("Segeberg- Nord") laufen, zum anderen die B432 für Autos aus Richtung Hamburg abgeklemmt. Für George wäre "die A20- Stadttrasse am sinnvollsten, am besten mit Abfahrt für uns".

Gegen die Südumgehung kämpft auch Arne Hansen. Er ist Bürgermeister der Anliegergemeinde Klein Gladebrügge und Mitglied der Naturschutzorganisation BUND. Direkt am Dorf soll eine 371 Meter lange Brücke entstehen. Ein Gutachten von RegioConsult aus Marburg, das die Gemeinde in Auftrag gegeben hat, räumt nach Ansicht von Hansen mit Fehlern der A20-Planer auf. So sei eine Stadttrasse, als langer Tunnel unter der jetzigen B206, gar nicht teurer als die Südumfahrung. Ebenfalls anders als von den Landesgutachtern behauptet, verfestige ein Tunnel auch nicht die Trennung Bad Segebergs in Süd- und Nordstadt, sondern hebe sie im Gegenteil auf.

Auch sei es illusorisch, nach dem Bau der Südumgehung die vierspurige B206 in Bad Segeberg zur Allee mit zwei Spuren zurückbauen zu können. Vielmehr bleibe der Verkehr stark. Von rund 27000 Fahrzeugen am Tag (2005) seien nur rund 7400 Fahrzeuge Durchgangsverkehr, der zu A20 abwandere. Und nicht zuletzt liege bei einer Südumfahrung der Schadstoff- und Lärmausstoß teilweise über Grenzwerten.

Hansen sieht bei einer Südumgehung weitere Nachteile für die Stadt und sein Dorf. "Der Wert der Immobilien würde sinken, die Stadt wäre an die A20 schlecht angebunden. Viel Fläche würde neu versiegelt. Die A20-Anlieger müssten unter Lärm leiden."

Behördenleiter Sommerburgmochte zum Gegengutachten nichts sagen. Für ihn bleibt die Trassierung so wie sie geplant ist - als Südumgehung.
Der Planungs- und Umweltausschuss von Klein Gladebrügge wird am Dienstag, 9. Februar, ab 19 Uhr im Feuerwehrhaus über den A20-
Bau beraten. Für Bürgermeister Hansen ist klar: "Wenn Land und Bund bei der Südumgehungbleiben, werden wir dagegen klagen."

Von Gerrit Sponholz

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