Fracking: Bürger und Politiker suchen sich ihre Informationen

Über das Fracking in den beiden sogenannten Erlaubnisfeldern Bad Bramstedt und Leezen wird zurzeit intensiv diskutiert. Viele Bürger sorgen sich, dass bei der Suche nach Öl- und Gasvorkommen Natur und Umwelt geschädigt werden. Die kommunalen Gremien versuchen auf allen Ebenen, dass Schlimmste zu verhindern - sind dabei aber oft hilflos.
Segeberger Zeitung, 20.10.2014

Kreis Segeberg.
Von Erich Kröger und Detlef Dreessen

Was ist Fracking wirklich, und welche Risiken birgt diese Methode, Kohlenwasserstoffe aus dem Erdboden zu lösen? 60 Einwohner Heidmühlens kamen in den Gasthof Klint, um darüber Informationen zu erhalten. Die Gemeindevertretung hatte den Geologen Prof. Dr. Andreas Dahmke vom Institut für Geowissenschaften an der Kieler Christian-Albrecht-Universität eingeladen.

Es gibt unterschiedliche Arten von Fracking. Beim Stützmittelfracking wird eine Mischung aus Wasser, Chemikalien und eben Stützmittel - beispielsweise Quarzsand oder Keramikkügelchen - genutzt. Damit soll die Durchlässigkeit des Erdreichs durch das Erzeugen von Rissen im Gestein verbessert werden (englisch "to fracture": aufbrechen). Die Chemikalien sind es, die von Umweltschützern verdächtigt werden, das Grundwasser zu verseuchen. Beim "Clean Fracking" werden Chemikalien durch weniger schädliche Stoffe ersetzt.

Gefrackt wird nach Dahmkes Worten in 1000 bis 1500 Metern Tiefe; Grundwasser befindet hingegen 150 bis 300 Meter unter der Erde.

Die Risiken beim Fracking seien als "sehr gering" einzustufen, sagte der Referent. Der Schwachpunkt liege wie bei anderen Energiegewinnungsmethoden, etwa der Kernkraft, beim Menschen. Denkbar seien Chemikalienlecks oder Schäden an der Abwasserpipeline und im Bohrloch.

Die Suche mit dieser Methode nach Gas oder Öl lohne sich erst, wenn sich der Markt-Preis bei über 100 Euro pro Barrel (159 Liter) einpendelt, prognostizierte der Geologe. Derzeit beträgt er rund 65 Euro für Öl und umgerechnet 18 Euro für Gas. Außerdem benötigten die Firmen eine Vorlaufzeit von rund zehn Jahren, bevor das Fracking zum Einsatz kommen kann. Dazu seien weitere Genehmigungen erforderlich. "Dann kann immer noch Einspruch eingelegt werden", betonte Dahmke.

Wann wirklich der richtige Zeitpunkt für Einsprüche ist, treibt schon seit einiger Zeit Gemeindevertretungen und Amtsausschüsse im Kreis Segeberg um. Die Gemeinde Heidmühlen hat schon im August ein Schreiben mit einem Widerspruch aufgesetzt. Bürgermeister Geert Uwe Carstensen, seines Zeichens Rechtsanwalt, berichtete nun bei der Informationsveranstaltung, Segebergs neuer Landrat Jan Peter Schröder habe ihm zu einer anderen Strategie geraten: Nicht einzelne Gemeinden, sondern das Amt sollte gegen den Einsatz von Fracking in den Untersuchungsfeldern Position beziehen.

Doch so einig man sich in der Ablehnung des Frackings ist, so wenig weiß man im Amt Boostedt-Rickling, wo man juristisch den Hebel ansetzen kann. Vor allem im Latendorfer Ortsteil Braak seien einige Einwohner sehr alarmiert, berichtete jüngst Latendorfs Bürgermeister Torsten Hamann. Ein Einwohner habe ihn gefragt, ob Risse in seinem Haus durch seismische Untersuchungen entstanden sein könnten. Solche Untersuchungen, bei denen die Gesteinsschichten mit Druckwellen untersucht werden, hatten vor einigen Jahren Nachbargemeinden im Kreis Plön aufgeschreckt. In der Region wurde bereits von 1952 bis 1989 Öl gefördert. Straßennamen wie "Ölweiche" und "Ölstraße" zeugen noch heute von der Förderung im Feld "Boostedt". Eingestellt wurde die Förderung seinerzeit, weil die verbliebenen Vorkommen zu gering erschienen.

Im Amtsausschuss des Amtes Boostedt-Rickling wurde bereits eine Klage angeschoben. Doch inzwischen sei man sich der Aussicht auf Erfolg nicht mehr so sicher, berichtete der Leitende Verwaltungsbeamte Sven Plucas. Bei der jetzt anstehenden Genehmigung gehe es lediglich um die Erlaubnis, potenzielle Felder durch das Auswerten vorhandener Akten zu untersuchen.

Das beruhigt Damsdorfs Bürgermeister Jürgen Kaack jedoch überhaupt nicht. "Wenn die Unternehmen fündig werden, ist klar, dass ihnen die Erlaubnis zu weiteren Schritten zu geben ist", sagte er. Um sicher zu gehen, habe seine Gemeindevertretung daher gerade einstimmig einen Beschluss gefasst und sich "ganz klar und vehement" gegen das Fracking ausgesprochen. Die anderen Gemeinden im Amt Bornhöved teilen diese Sicht und beraten nun ein gemeinsames Vorgehen.
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