Der Knick-Unsinn

Kreisbehörden halten neuen Landeserlass für wirklichkeitsfremd - Kritik auch wegen Unfällen an A20-Wildbrücke.
Segeberger Zeitung, 20.02.2014
Auf 45000 Kilometer schätzt der Naturschutzbund die Länge der Knicks in Schleswig-Holstein, der Bauernverband sogar auf 68000 Kilometer. Zahlen für den Kreis Segeberg nannten die beiden Experten nicht; nimmt man die Flächenverhältnisse von Kreis und Land zum Maßstab, dürfte es rund 4000 bis 6000 Kilometer Segeberger Knicks geben. Überprüfen könne die UNB im Kreis Segeberg nur etwa 10 Kilometer pro Jahr; mehr sei nicht zu schaffen, sagte Falck. Er will jährlich in 18 der 95 Gemeinden Prüfer vorbeischauen lassen. An neun halben Tagen im Jahr könnten sie jeweils etwa ein bis zwei Kilometer Knick kontrollieren.

Die Vorgaben des Knick-Erlasses hält Kreisnaturschutzbeauftragter Sager ohnehin für überzogen. Einen halben Meter Abstand zwischen Knick und Acker oder Wiese freihalten zu müssen, sei "ökologisch fragwürdig". Der Knick wachse dort einfach in die Breite. "Der Saum muss dann gemäht und gemulcht werden. Das vernichtet Kleinlebewesen." Der Erlass sei für viele Landbesitzer zudem ungerecht, weil die Last ungleich verteilt sei. Denn in Gutsbezirken gebe es gar keine Knicks, in flurbereinigten Gegenden weniger, in Ackerzonen mit nur rund drei bis fünf Hektar großen Flächen dagegen sehr viele.

Schwer zu kontrollieren sei beispielsweise auch der angeordnete "70 Grad Schrägschnitt der Sträucher". Verstöße seien gerichtsfest kaum zu belegen. Übertrieben ist nach Ansicht von Sager auch, die Überhälter, also größere Bäume in den Knicks, gesondert zu schützen. Es sei ohnehin eine "gute Handhabe" im Kreis Segeberg, in etwa 50 bis 80 Meter Abstand die kräftigen Bäume stehen zu lassen.

Falck und Landrätin Jutta Hartwieg kritisierten außerdem, dass EU, Bund und Land den Kreisen - wie mit der Überprüfung des Knick-Erlasses - immer mehr Aufgaben aufstülpen würden, sie aber kein Geld dafür überweisen. "Das ist unfair", meinte Hartwieg. Der Kreis sei so gezwungen, Aufgaben "suboptimal" zu erledigen.

Von einer Bauernversammlung wusste Falck zu berichten, dass viele Landwirte über den Knick-Erlass auch aus einem weiteren Grund erzürnt seien: "Die Straßenmeisterien haben einen Freibrief." Zum Schutz der Verkehrssicherheit dürften sie Knicks an Straßenrand regelrecht rasieren. Folgen Bauern diesem Beispiel bei ihren Äcker-Knicks, würden ihnen Prämienzahlungen der EU gekürzt. Falck: "Den Ärger der Landwirte kann ich nachvollziehen."

Für völlig verfehlt hält Naturschutzbeauftragter Sager im übrigen, wie Land und Bund die Wildbrücke über die A20 bei Strukdorf gebaut haben. Die Brücke führe die Tiere direkt auf die gut ausgebaute Kreisstraße 115, die ehemalige B 206. Er erinnerte an einen Unfall mit Schwarzwild im vergangenen Dezember, wo Schwarzwild die K115 überquerte und mit zwei Wagen zusammen stieß. Beide Autos hatten nur noch Schrottwert. Die Fahrer blieben unverletzt. Etwa 600 Tiere würden pro Jahr dort über die K115 laufen, sagte Sager. Zumindest Warnschilder müssten aufgestellt werden, forderte er. Außerdem sollte das Tempo auf 70 km/h begrenzt werden. "Wir müssen einschreiten, bevor es zu weiteren Unfällen kommt. So jedenfalls geht es dort nicht!"

Zwischen 45000 und 68000 Kilometer Knicks gibt es in Schleswig-Holstein - genauere Zahlen sind nicht bekannt. Foto Carsten Pusch/Nabu

Leserbrief von Arnold Wilken

Veröffentlichung "Der Knick Unsinn" in der Segeberger Zeitung am 20 02.2014

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ich bitte den Leiter der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Segeberg, Thomas Falck und den langjährigen Kreisnaturschutzbeauftragten, Hans-Peter Sager über ihre Aufgabenstellungen ernsthaft nachzudenken.

Schließlich ist schon in vielen großen Flurbereinigungsgebieten im Kreisgebiet ein Teil von vernetzten Knicklandschaften zerstört worden. Nur eine der ökonomischen Folgen: Starke Winde nehmen den Mutterboden mit auf die Reise und verringern die Qualität des Ackerbodens.

Es wird höchste Zeit, dass der neue Erlass zum Schutz der Knicks wirksam angewandt wird. Dabei bin ich sicher, dass die Mehrheit der Landwirte bei der Umsetzung der Vorschrift keine Probleme haben bzw. machen. Und Herr Falck wird seine Mitarbeiter(innen) nicht überfordern, wenn diese auch die Kilometer langen Knicks registrieren, die fünfzehn, zwanzig Jahre und länger nicht auf den Stock gesetzt wurden.

Folge: Ein gesunder Knick geht vor die Hunde. Eine Baumreihe ist kein Ersatz.

Das Heranpflügen des Ackers bis an den Knickfuss hat den Landwirten noch nie zusätzliche Erträge gebracht. Das bestätigen sogar ehrliche Funktionäre. Der Abstand von der bewirtschafteten Fläche bis zum Knickfuss sollte 1 Meter betragen.

Folge: Gut für die Natur. Keine geringeren Erträge.

Aber der Umweltminister ist ja immer zum Kompromiss bereit.

Die Forderungen von Thomas Falck, Hans-Peter Sager und Jutta Hartwieg nach weiteren finanziellen Förderungen der Landwirte? Die EU Zuschüsse bitte im Internet nachlesen.

Mit freundlichen Grüssen
Arnold Wilken
23795 Högersdorf - Rotenhahn
Herausgeber
Gemeinde Högersdorf
die Bürgermeisterin Renate Wieck
23795 Högersdorf
Telefon 04551-2493
Gemeinde Högersdorf ©2024