B432 von Högersdorf nach Segeberg wird Radweg!

Segeberger Zeitung | 10. Februar 2005

Artikel in der Segeberger Zeitung. Alarm beim Kreis: Kreisfeuerwehrzentrale liegt ab 2010 am Ende einer Sackgasse. Mit Leserbrief von Arnold Wilken.

Kreis Segeberg. Die Führung des Segeberger Kreisfeuerwehrverbandes steht unter Schock. Die große, neue Feuerwehrzentrale mit Schlauchturm, Geräte-Depot, Übungsräumen und ABC-Zug an der Hamburger Straße in Bad Segeberg liegt ab 2010 am Ende einer Sackgasse. Der Grund: Der Bau der A 20 mit Travebrücke und mächtigem Autobahnkreuz an der Kaserne nimmt zu viel Platz ein. Für eine B 432 zwischen Högersdorf und Bad Segeberg bleibt kein Platz. Sie wird ein Radweg.
"Das wäre ein Riesenproblem für uns", stöhnt Willi Studt, Betriebsleiter der Zentrale. Landrat Georg Gorrissen sieht Probleme auch für den Rettungsdienst, dem eine wichtige Durchgangsstraße fehlt.

Am 23. Februar beraten die Spitzen des Kreises. "Wir müssen sehen, was noch zu retten ist", sagt Uwe Fischer, Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverbandes. Landrat Gorrissen kündigte schon Widerstand an. "Wir werden massiv dagegen vorgehen." Im Extremfall müsste der Kreis gegen die Planung klagen.

Viel reden wollen die Beteiligten im Kreis Segeberg noch nicht. Sie informieren sich erst einmal. Denn von der Sackgassen-Idee des Straßenbauamtes Lübeck erfuhren sie erst in den letzten Wochen, per Zufall und eher nebenbei in Sitzungen.

Die Sackgasse ist Bestandteil der Planung für die A 20. "Der offizielle Entwurf von 1999 sah den Fortbestand der B 432 noch vor", erinnert Landrat Gorrissen. Dazu gab der Kreis dann auch seine Zustimmung. Doch später änderte das Land seinen Entwurf. Den stellte es groß im Dezember 2003 während einer Einwohnerversammlung in Bad Segeberg vor. Die SZ widmete dem Thema eine ganze Seite mit zwei großen Zeichnungen. Ein Aufschrei blieb damals aus.

Jetzt kommt er vielleicht zu spät. Eine Vorentscheidung ist gefallen. Die Papiere für die Linienbestimmung der A 20, also für die Trassenführung, hat das Straßenbauamt dem Bund als Bauherren Ende 2004 schon übermittelt.

"Wir können keine Rücksicht nehmen auf die Kreisfeuerwehrzentrale", sagt Gerhard Diedrichs, Leiter des Straßenbauamtes. "Die Lage dort ist kompliziert." Die A 20 muss die Trave queren. Außerdem liegt nebenan das neue Autobahnkreuz A 20 / A 21 mit vielen Rampen und Schleifen. Sollte die B 432 erhalten bleiben, "wären sechs Brücken nötig." Den Nachteil für die Wehren hält Diedrichs nicht für groß. "Es geht um einen Kilometer mehr Fahrt."

Entsetzt reagiert Willi Studt, Betriebsleiter der Zentrale. "Drei Viertel unserer 115 Wehren aus dem Kreis kommen aus dem Süden über die B 432 zu uns." Nach jedem Einsatz tauschen sie Schläuche, Atemschutzausrüstung und andere Geräte. Am Wochenende wird ausgebildet. Ganz zu schweigen vom ABC-Zug. Er war erst 2001 von Leezen ins zentral gelegene Bad Segeberg verlegt worden, "damit man von hier aus sternenförmig" ausschwärmen kann, sagt Studt. Landrat Georg Gorrissen sorgt sich auch um den Rettungsdienst. Für einen Notfalleinsatz in Högerdorf müssten die Wagen von Bad Segeberg einen Riesenbogen über Mözen fahren.

Am stärksten träfe die Sackgasse aber die Kreisfeuerwehrzentrale. Ihr Standort an der Hamburger Straße war Anfang der 1990-er Jahre erst nach heftigem politischen Streit gewählt worden.

Die "verkehrsgünstige Lage" gab mit den Ausschlag.

Trotz der Proteste: Die Straßenplaner in Lübeck sind sich keiner Schuld bewusst. Dass sie nach der Anhörung zur Linienbestimmung ihre Pläne änderten, hält Amtsleiter Diedrichs für normal. "Eine Planung lebt immer, ist dynamisch." Im Zentrum stehe die A 20-Planung. "Der Rest ist Beiwerk."

Die neue Diskussion lässt Naturschützer aufhorchen. Würde die B 432 doch noch als Straße wie bislang erhalten, wären sechs Brücken nötig. Das träfe auch das Travegebiet, das ohnehin schon eine A 20-Brücke verkraften muss - obwohl das Gebiet unter Landschaftsschutz steht, den Fledermäusen als Flugstrecke dient, der EU als FFH-Schutzgebiet gemeldet und als Naturschutzgebiet vorgeschlagen ist.

Thomas Falck, Leiter des Naturschutzbehörde beim Kreis, glaubt den Straßenplanern nicht, dass sechs Brücken nötig wären. "Es gibt bestimmt Alternativen. Die A 20 könnte locker über die B 432." Ob die Sackgasse noch zu verhindern ist, prüfen Kreis und Feuerwehr jetzt emsig. "Bislang hat sich der Kreis nicht gemeldet", sagt Straßenbauamtsleiter Gerhard Diedrichs, und wundert sich ein wenig. "Wir planen schon seit 1994." Dennoch gibt er sich noch offen. "Wir werden mit dem Kreis sprechen", und weist auf eine Hintertür. Das Linienbestimmungsverfahren sei nur ein Teil der Planung. "Rechtsverbindlich wird es erst im Planfeststellungsverfahren." Es startet wohl noch in diesem Jahr.

GERRIT SPONHOLZ
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